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Keine Beweise.«
»Sie unterstützten die Polizei bei ihren Untersuchungen?« fragte Poirot.
»Ja, so heißt es üblicherweise. Unterstützt haben sie allerdings nicht viel. Sie hatten Angst. Logen
und verwickelten sich in Widersprüche. Als wahrscheinliche Mörder waren sie nicht sehr überzeuge
nd. Aber beide konnten es gewesen sein.«
»Wer waren sie?«
»Peter Gordon, einundzwanzig. Arbeitslos. Hatte ein-, zweimal Arbeit gehabt, blieb aber nie dabei.
Faul. Gut aussehend. Hatte einmal oder zweimal Bewährung wegen kleiner Diebstähle bekommen.
Keine Vorstrafen wegen Gewalttaten. Er hatte zwar mit ein paar jungen Kriminellen Umgang, hielt
sich aber immer aus ernsthaften Sachen raus.«
»Und der andere?«
»Thomas Hudd. Zwanzig. Stotterte. Schüchtern. Neurotisch.
Wollte Lehrer werden, aber schaffte das Examen nicht. Mutter verwitwet. Der Affenliebe-Typ. Sah
Freundinnen nicht gern und hatte nichts dagegen, daß er an ihrem Schürzenzipfel klebte.
Arbeitete in einem Papiergeschäft. Straftaten sind nicht bekannt, aber wahrscheinlich ist er ein
psychologischer Fall. Das Mädchen hat ziemlich mit ihm rumgespielt. Als mögliches Motiv kam
Eifersucht in Frage, aber es gab keinerlei Beweise, um die Sache vor den Staatsanwalt zu bringen.
Beide hatten Alibis, Hudd hatte seins von seiner Mutter. Sie hätte zwar auf jeden Fall Stein und Bein
geschworen, daß er den ganzen Abend zu Hause war, aber anderseits kann auch niemand sagen, daß
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Agatha Christie - Schneewittchen-Party
er nicht zu Hause war oder daß er irgendwo anders oder in der Nähe der Mordstelle gesehen wurde.
Gordons Alibi kam von einem seiner weniger vertrauenswürdigen Freunde. Nicht viel wert, aber
brechen konnte man es auch nicht.«
»Das alles passierte wann?«
»Vor anderthalb Jahren.«
»Und wo?«
»Nicht weit von Woodleigh Common auf einem Feldweg.«
»Einen Kilometer entfernt«, sagte Elspeth. »In der Nähe von Joyces Haus  von Reynoldsens
Haus?«
»Nein, auf der andern Seite vom Dorf.«
»Es ist unwahrscheinlich, daß das der Mord war, von dem Joyce erzählt hat«, sagte Poirot
nachdenklich. »Wenn man sieht, wie ein Mädchen von einem jungen Mann eins über den Kopf
bekommt, denkt man doch wahrscheinlich sofort an Mord. Dann wartet man nicht ein Jahr, bis man
plötzlich auf den Gedanken kommt.« Poirot las den nächsten Namen. »Lesley Ferrier.«
Wieder ergriff Spence das Wort. »Angestellter in einem Anwaltsbüro, achtundzwanzig, arbeitete
bei Fullerton, Harrison und Leadbetter, Medchester, Market Street.«
»Das waren doch die Anwälte von Mrs. Levin-Smith?«
»Ja. Genau die.«
»Er ist mit einem Messerstich in den Rücken ermordet worden. Nicht weit vom : Grünen Schwan9 .
Angeblich hatte er eine Affäre mit der Frau vom Wirt, Harry Griffin. Gut aussehendes Weibsstück
war sie, ist sie eigentlich immer noch, vielleicht ein bißchen angejahrt inzwischen. Fünf oder sechs
Jahre älter als er, aber sie hatte es mit den jungen Männern.«
»Die Waffe?«
»Das Messer ist nie gefunden worden. Es wurde auch behauptet, daß Les mit ihr Schluß gemacht
und was mit einem andern Mädchen angefangen hatte, aber wer dieses Mädchen war, ist nie
aufgeklärt worden.«
»Ah. Und wer stand in diesem Fall unter Verdacht? Der Wirt oder seine Frau?«
»Beide konnten's gewesen sein. Die wahrscheinlichere war die Frau. Sie war eine halbe Zigeunerin
und ein temperamentvolles Weibsbild. Aber es gab auch andere Möglichkeiten. Unser Lesley hatte
kein ganz untadeliges Leben geführt. Als er Anfang Zwanzig war, hatte er mal Abrechnungen
gefälscht. Es hieß, er komme aus zerrütteten Familienverhältnissen. Seine damaligen Arbeitgeber
traten für ihn ein. Er bekam nur eine kurze Strafe und wurde dann, als er aus dem Gefängnis kam,
von Fullerton, Harrison und Leadbetter übernommen.«
»Und von dann ab hatte er sich nichts mehr zuschulden kommen lassen?«
»Na ja, jedenfalls nichts Beweisbares. Was seine Arbeit betraf, schien wirklich alles in Ordnung zu
sein, aber er war in einige sehr fragwürdige Sachen mit seinen Freunden verwickelt.
Er war nun mal ein schwarzes Schaf, aber ein sehr vorsichtiges.«
»Und die andere Möglichkeit?«
»Daß er von einem seiner weniger reputierlichen Bekannten erstochen worden ist. Wenn man sich
mit so unerfreulichen Leuten einläßt, muß man mit einem Messer zwischen den Rippen rechnen,
wenn man sie im Stich läßt.«
»Und was noch?«
»Tja, er hatte eine ganze Menge Geld auf seinem Bankkonto.
War in bar eingezahlt worden. Keinerlei Angaben, von wem es kam. Das allein war schon
verdächtig.«
»Vielleicht bei Fullerton, Harrison und Leadbetter geklaut?« schlug Poirot vor.
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»Sie sagen nein. Sie haben einen Buchprüfer kommen und alles nachkontrollieren lassen.«
»Und die Polizei hatte keine Ahnung, woher es sonst noch gekommen sein konnte?«
»Nein.«
»Auch das ist nicht Joyces Mord, würde ich meinen«, sagte Poirot. Er las den letzten Namen:
»Janet White.«
»Sie wurde erwürgt auf einem Fußweg gefunden, einer Abkürzung zwischen der Schule und ihrer
Wohnung. Sie wohnte mit einer andern Lehrerin zusammen, Nora Ambrose.
Sie hat berichtet, daß Janet White Angst vor einem Mann hatte, von dem sie sich ein Jahr zuvor
getrennt hatte, der ihr aber öfter Drohbriefe schrieb. Man hat über diesen Mann nie etwas entdecken
können. Nora Ambrose kannte seinen Namen nicht und wußte auch nicht genau, wo er wohnte.«
»Aha«, sagte Poirot. »Das kommt der Sache schon näher.«
Und er machte einen dicken, schwarzen Haken an Janet Whites Namen.
»Warum?« fragte Spence.
»Weil es eine Art von Mord ist, von der man eher annehmen kann, daß ein Mädchen in Joyces
Alter ihn gesehen hat. Sie kann ein Handgemenge gesehen oder einen Streit gehört haben zwischen
einem Mädchen, das sie kannte, und einem fremden Mann. Daß es mehr war, hat sie damals nicht
gedacht. Wann ist Janet White ermordet worden?«
»Vor zweieinhalb Jahren.«
»Auch das«, sagte Poirot, »ist etwa der richtige Zeitpunkt.
Joyce war damals noch nicht klar, daß der Mann, der die Hände an Janet Whites Hals hatte, sich
nicht mit ihr abknutschte, sondern sie vielleicht gerade umb rachte. Aber als sie ein bißchen größer
war, kam ihr plötzlich die richtige Erklärung.«
Er sah Elspeth an. »Sie stimmen mir zu?«
»Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Elspeth. »Aber fangen Sie's nicht am falschen Ende an? Sie
suchen nach früheren Mordopfern anstatt nach einem Mann, der hier in Woodleigh Common erst vor
drei Tagen ein Kind ermordet hat.«
»Unser Weg führt uns von der Vergangenheit in die Gegenwart«, sagte Poirot. »Wir beginnen vor
zweieinhalb Jahren und kommen schließlich zu dem Zeitpunkt vor drei Tagen. Und deshalb müssen
wir jetzt überlegen, wer von den Leuten bei der Kindergesellschaft mit einem früheren Verbrechen in [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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