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Fingerabdrücke identifizieren.« Sie sah Flandry unter langen
Wimpern hervor an. »Ich könnte ihnen natürlich erzählen, ich
hätte mich gefürchtet, als du hereinstürmtest, wäre durch die
Falltür entflohen und hätte ansonsten von nichts eine Ahnung.«
Er lehnte sich gegen die Wand neben dem Fenster. Draußen
war es sehr dunkel. »Aber ich müßte irgendwie dafür sorgen,
daß es sich für dich lohnt, zu riskieren, daß man dir keinen
Glauben schenkt, wie?« sagte er.
Sie machte ein Gesicht.
»Puh! Das ist kein Risiko. Wer hat schon je von einem Gardi-
sten gehört, der weiter als bis zum Ende seiner Schnauze
denken könnte? Die wahre Gefahr käme später, wenn wir dich
versteckt halten müssen, Außenweltmann. Die Sumpfstadt ist
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voller Augen. Es wäre überdies recht teuer.«
»Laß uns darüber reden.« Flandry nahm einen zweiten Zug
aus seiner Zigarette. Diesmal war es nicht so schlimm. Wahr-
scheinlich hatte seine Geschmacksnerven der Schlag getroffen.
»Laß uns wenigstens miteinander bekannt werden. Ich habe dir
gesagt, daß ich ein Kaiserlicher Offizier bin, und dir ein wenig
erklärt, was und wo das Reich dieser Tage ist. Jetzt laß mich
etwas über deine eigene Welt erfahren. Ich habe mir aus
Beobachtungen und Gehörtem einige Dinge zusammengereimt.
Ich will sie dir vortragen, und du korrigierst mich, wenn ich
etwas Falsches sage. Einverstanden?
Biokontrolle stellt die Antitoxin-Pillen her und verteilt sie
durch örtliche Zentren, richtig?« Sie nickte. »Jeder Bürger
bekommt eine, alle dreißig Tage, und muß sie gleich an Ort
und Stelle schlucken.« Wiederum nickte sie. »Offensichtlich
benötigen selbst Säuglinge eine Dosis in der Milch. Infolgedes-
sen kann jeder Mensch auf diesem Planeten gleich bei der
Geburt mitsamt seinen Fingerabdrücken registriert werden. Die
Abdrücke werden in einem zentralen Archiv gespeichert und
jedesmal nachgesehen, wenn jemand kommt, um sich seine
Pille zu holen. Auf diese Weise erhält niemand mehr, als ihm
zusteht. Und jeder, der mit dem Gesetz in Konflikt gerät, tut
besser daran, sich auf schnellstem Weg den Gardisten auszulie-
fern & oder er bekommt seine nächste Ration nicht.« Diesmal
wurde ihr Nicken von einem leisen, verächtlichen Lächeln
begleitet.
»Kein System hat je so gut funktioniert, daß es nicht eine
Unterwelt oder etwas Ähnliches gegeben hätte«, fuhr Flandry
fort. »Als die Behörden mir auf die häßliche Tour kamen,
setzte ich mich in Richtung der Slums ab, wo, wie ich mir
ausrechnete, die Kriminellen ihr Quartier haben mußten.
Offenbar vermutete ich damit richtig. Was ich allerdings noch
nicht verstehe, ist, warum man soviel Freiheit, wie ich hier
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sehe, überhaupt zuläßt. Kemul zum Beispiel ist anscheinend
ein hauptberuflicher Bandit; und du, Mylady, scheinst mir eine,
ähem, private Unternehmerin zu sein. Die Regierung könnte
euch weitaus strikter kontrollieren, als sie es tut.«
Kemul lachte, ein rauhes Geräusch, das das durch die Boden-
bretter dringende Gemurmel und Geklingel übertönte. »Was
kümmerts s Biokontrolle?« sagte er. »Du zahlst für deine
Medizin. Du zahlst eine ganze Menge, jedesmal. Oh, sie
machen ein paar Ausnahmen für Härtefälle, wenn sie belegt
und bewiesen werden können, aber damit begibst du dich
unmittelbar unter das naseweise Auge der Gardisten & «
Auweih! dachte Flandry. »Oder ein Sklavenhalter kriegt einen
Rabatt auf die Pillen, die er für seine Leute kauft. Bah! Kemul
würde sich lieber selbst den Bauch aufschlitzen wie ein freier
Mann. Also zahlt er den vollen Preis. Den meisten Leuten
geht s so. Also bekommt die Biokontrolle ihr Geld. Wie die
Leute zu dem Geld kommen, darüber zerbricht sich Biokon-
trolle nicht den Kopf.«
»Aha«, sagte Flandry und strich sich über den Schnurrbart.
»Ein System mit Einheitssteuer.«
Die Sozio-Ökonomie von Unan Besar lag somit klar und
deutlich auf der Hand. Wenn jeder Mensch, von vernachlässig-
baren Ausnahmen abgesehen, alle zwei Wochen denselben
Preis für die Erneuerung seines Lebens zu zahlen hatte, dann
entstand daraus für gewisse Klassen eine einschneidende
Benachteiligung. Leute mit großen Familien zum Beispiel: Sie
würden darauf sehen, daß die Kinder so früh wie möglich zu
arbeiten begannen, damit sie sich an der Finanzierung der
Pillen beteiligen konnten. Das ergab eine schlecht ausgebildete
jüngere Generation, die noch weniger als die vorige in der
Lage sein würde, ihren Platz auf der wirtschaftlichen Leiter zu
halten. Die Armen im allgemeinen hatten zu leiden; selbst die
kürzeste Pechsträhne beförderte sie in die Klauen eines
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Gangsters, der Geld zu Wucherzinsen verlieh. Der Anreiz, eine
Laufbahn des Verbrechens einzuschlagen, war enorm, beson-
ders da es eine wirksame Polizeiaufsicht offenbar nicht gab.
Im Lauf der Zeit wurden die Reichen reicher und die Armen
ärmer. Und zum Schluß herrschte eine kleine Klasse von
Milliardären  Handelsleuten, Fabrikanten und Großgrundbe-
sitzer  über verarmte Bauern und ein turbulentes Stadtproleta- [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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