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Seite, so als glaubte er, dass ihn je-
mand beobachten könnte.
Aber wir waren allein.
"Guten Morgen, Rao!"
"Sie haben gut geschlafen?"
"Es geht."
"Das tut mir leid."
Er trug ein Jackett über dem recht-
en Arm. Ich hatte zunächst nicht da-
rauf geachtet, doch dann beschlich
mich eine Ahnung. Die Jacke kam mir
bekannt vor...
"Was hast du da, Rao?", fragte ich
zaghaft.
Er reichte mir die Jacke. "Sie ge-
hörte Ihrem Mann, diesem Mister
Gardner", erklärte er dann.
Er spricht von Gardner in der Ver-
gangenheit, wurde mir einen Moment
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später schmerzlich bewusst. So, wie
man von einem Toten spricht...
Meine Hände tasteten über den
Stoff. Es war ein Jackett aus leichter
Schurwolle. Genauso eines hatte ich
bei Gardner gesehen, aber das sagte
noch nichts.
Ich griff in die Taschen und holte
die kleine Fotomappe aus der
Innentasche. Ich öffnete sie und
blickte auf das bleiche Gesicht von
Peter Ellings...
Es war Gardners Jackett. Daran
konnte nicht der geringste Zweifel be-
stehen. Mein Herz schlug wie wild.
Ich sah ihn Rao an.
"Woher hast du das?"
"Die Diener des Rajas haben die
Jacke vergessen. Sie hing unten im
Frühstücksraum. Aber sagen Sie
meinem Vater nicht, dass ich sie Ihnen
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gegeben habe. Er hat es mir
verboten."
"Und warum hast du es trotzdem
getan?"
"Sie haben mir leid getan..."
"Ich erkenne die Jacke wieder. Hör
mal, Rao..."
"Für Ihren Mann können Sie nichts
mehr tun, Ma'am."
"Wo ist er?"
Er schwieg.
Sein braungebranntes Gesicht war
jetzt fast so weiß geworden wie das
lange Hemd, das er trug. Ich wusste,
dass er nicht antworten würde. Er
hatte schon sehr viel mehr für mich
getan, als ich von ihm erwarten
konnte.
Was musste das nur für ein unsicht-
barer Schrecken sein, der seine Seele
so sehr im Griff hatte...
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Der Zorn seines Vaters war es mit
Sicherheit nicht, denn über dessen Wil-
len hatte er sich ja hinweggesetzt, in-
dem er mir das Jackett gegeben hatte.
Nein, da war noch ein tieferer Schreck-
en in ihm...
Ich hielt ihm die Fotomappe hin und
fragte dann aufs Geratewohl: "Hast du
diesen Mann schon einmal gesehen?"
"Mister Gardner hatte überall nach
ihm gefragt", sagte er.
"Hat er ihn gefunden?"
"Ich weiß es nicht. Aber ich möchte
Ihnen einen Rat geben, Ma'am!"
Er sah mich sehr fest an. In seinem
Gesicht stand jetzt so etwas wie
Entschlossenheit.
Ich fragte: "Welchen Rat?"
"Gehen Sie weg von hier!"
"Warum?"
"Damit Sie nicht das Schicksal Ihres
Mannes teilen!"
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"Welches Schicksal?", hakte ich
nach.
Raos Flüstern klang jetzt wie das
Zischen einer Kobra.
"Die Kajari..."
Ich fasste den Jungen bei den
Schultern. "Erzähl mir mehr darüber!
Was meinst du damit?"
"Wenn Sie wirklich Gardners Frau
sind, dann werden Sie wissen, was die
Kajari sind..."
Damit riss er sich los und lief davon.
Ich hörte seine schnellen Schritte die
Treppe hinuntereilen und atmete tief
durch. Gut möglich, dass dieser Junge
nur dieselben schauerlichen Geschicht-
en wiedergab, die man von jedem Bet-
tler am Straßenrand für ein paar Mün-
zen erzählt bekommen konnte...
Ich war mir jedoch nicht so sicher.
Immerhin - das Jackett war eine
Realität.
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Ich ging zurück in mein Zimmer und
legte das Jackett auf das Bett.
Dann durchsuchte ich noch einmal
gründlich alle Taschen, fand aber
außer einer halben Packung Kaugummi
nichts mehr.
Anschließend besah ich mir noch
einmal die Fotomappe, die ich nur zu
gut kannte. Das Gefühl namenlosen
Grauens stieg in mir empor, als ich die
Bilder nochmals betrachtete, die alles-
amt das Gesicht von Peter Ellings
zeigten.
Zweihundert Jahre!, dachte ich.
Es war gespenstisch.
Das Gesicht ein- und desselben
Menschen, das auf dem einen Bild wie
bei einem Mann in den mittleren
Jahren wirkte, während man auf an-
deren Aufnahmen einen uralten Greis
vor sich zu haben glaubte...
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Und wenn Gardner recht hatte,
dann handelte es sich darüber hinaus
um einen perfiden Mörder, dem wohl
niemals irgendein Gericht etwas nach-
weisen konnte, außer der Tatsache,
dass die Menschen in seinem Umkreis
unverhältnismäßig schnell alterten und
manche von ihnen innerhalb von Au-
genblicken zu mumienhaften Leichna-
men wurden...
Gardner war Ellings auf der Spur
gewesen, ihm bis hier her, in das ein-
sam gelegene Sanpur gefolgt...
Eigentlich war es mehr als nahelie-
gend, dass es zwischen dieser Tat-
sache und Gardners Verschwinden ein-
en Zusammenhang gab.
Ich blätterte noch etwas in den Fo-
toseiten herum, dann stutzte ich. Ich
blätterte zurück. Auf der Rückseite
eines der Fotos war etwas in großer
Eile hingekritzelt worden.
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Ich war ich mir ziemlich sicher, dass
es sich um Gardners Handschrift
handelte.
Es war eine Adresse, hier in Sanpur.
Und das konnte eigentlich nur eines
bedeuten: Gardner hatte bei seiner
Suche nach Ellings Erfolg gehabt!
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Ich nahm mir eines der vorsintflut-
lichen Taxis, zeigte dem Fahrer die
Adresse, die Gardner sich offenbar in
großer Eile notiert hatte und ließ mich
dorthin fahren.
Das Taxi brachte mich zu einem
großen, ziemlich heruntergekommenen
Bau im Kolonialstil am anderen Ende
der Stadt. Die Fassade blätterte her-
unter und sicher war dieses Gebäude
seit Jahrzehnten nicht mehr gestrichen
worden.
Unverkennbar strahlte dieses Haus [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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