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hat, wurde in ihrem eigenen Territorium brutal angegriffen (s. Chomsky 2001). Das gilt
bis zu einem gewissen Grad auch für das altkolonialistische Imperium Großbritannien
im Fall des Juli 2005.
Wie man sieht, ist das Epigraph dieses Anhangs ("Wir sind immer noch die Mör-
der, die unsere Vorfahren in Urzeiten waren.") aus Freuds Schriften entlehnt. Halten wir
fest, dass Freud nicht sagte "die Anderen sind...". Er meinte hingegen: Wir Menschen,
"wir sind", alle potenzielle Mörder, die außerdem dazu neigen, die Anderen als Funda-
mentalisten herabschätzend abzustempeln. Damit verfallen wir allzu leicht in funda-
mentalische Denkarten, die wir gerade in anderen kritisieren. Aufgrund der großen
Schwierigkeit, unseren eigenen Destruktionstrieb zu erkennen und damit umzugehen,
geraten wir in die Falle, die Anderen -nach dem klassisch psychoanalytischen Begriff
der Projektion- als Leinwand zu benutzen. Möglicherweise ist der Grundtrieb, der uns
zu einem fundamentalischen Denkstil führt, das Bedürfnis nach Sicherheit als die Be-
sänftigung unserer existentiellen Ängste. In unserer übertriebenen Konsenssuche ver-
halten wir uns wie mit dem Strom schwimmende Wesen und benehmen uns ausgespro-
chen wie Herdentiere, die auf sicherem Boden verankert sein möchten. Hier vertrete ich
die Meinung, dass dialektische und fundamentalische Denkweisen sich als Gegenpole
darstellen könnten. Die -kaum lösbare- Frage ist, wann und wie erreichen wir wirklich
die dialektische Denkungsart. Es ist nämlich "fast unmöglich über Dialektik zu spre-
chen, ohne undialektisch zu reden" (W.F. Haug 1999). Dialektisch zu denken, wäre Ge-
gensätze oder kulturelles Anderssein, wie es seit langem zwischen der abendländischen
und der arabischen Welt besteht, zu bearbeiten. Fundamentalischer Denkstil gibt vor, die
Wahrheit zu besitzen: Dogmen, göttliche Offenbarungen sprechen dafür. Der Dialog mit
Andersdenkenden ist an sich schon für die eigene Identität eine Gefahr. Auf der anderen
Seite widerstrebt es uns, die fundamentalistischen Elemente des Abendlandes einzuse-
hen, u.a. weil der Okzident die politische und ökonomische Weltherrschaft zu eigen hat,
die Macht jeder Art verwaltet. Diese Situation hat sich nach dem 11. September 2001
(New Yorker Anschläge) gesteigert: direktes Opfer zu werden bringt als Nebenwirkung
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9.- Anhang als Zusammenfassung: 11. September 2001...
einen politischen Gewinn mit sich, führt nämlich dazu, Sympathie zu erwecken (seiner
Opfersituation wegen) und zu einer selbstgefälligen Legitimation der hemmungslosen
Rache. Der politische Gewinn war jedoch kurzfristig. Die Unterstützung, die Tony Blair
und José Maria Aznar der US-Regierung gegeben haben, wurde Jahre danach teuer be-
zahlt. Auf lange Sicht kann oder könnte die Europäische Union eine gewisse politische
Balance herstellen, die dafür sorgen könnte, der Verwechselung zwischen dem Staatster-
rorismus der USA und dem vermeintlichen Krieg gegen den Terror entgegenzuwirken.
Die EU befindet sich aber in unerwarteten inneren Schwierigkeiten; und nach dem 7.
Juli 2005 (Londoner Anschläge) traut sich kaum jemand zu prophezeien, wie es weiter
gehen wird. Und es geht weiter: Inzwischen sind erneute, fundamentalistisch motivierte
Anschläge von der indonesischen Ferieninsel Bali (Oktober 2002/05) zu vermelden, wie
auch aus der jordanischen Hauptstadt Amman (November 2005), mit vielen Toten und
viel an Zerstörung. Terror erzeugt Terror und daher ist es augenscheinlich widrig, ihn
mit Terror zu bekämpfen102. Vor langer Zeit hat selbst Lenin (1915) bemerkt, wie
schädlich es theoretisch und praktisch ist, die verschiedenen Typen von Kriegen nicht zu
unterscheiden. Eines ist klar, die USA streben danach -unter dem Deckmantel des Krie-
ges gegen Terror- durch die "Einrichtung einer Zentralgewalt vor allem Schutz für ihre
ökonomischen Unternehmungen" (Haubl 1991, S. 656)103 zu fördern.
Noch dazu, die Tatsache, dass die früher solide ökonomische Grundlage der USA
anfängt, innere Risse aufzuweisen, die mit Korruption und Unglaubwürdigkeit als in-
dustrielle Potenz zu tun haben, schwächt allmählich ihre führende Position. Neue For-
men von Unternehmenskriminalität (auch "schweigsamer Raub" genannt) sind schon im
Gange: erwähnen wir nur die Enron-, WorldCom-, Xerox-, Halliburton-, Harken- Affä-
ren. In letztere war der Präsident George W. Bush direkt verwickelt. In letzter Zeit kam
noch dazu der Fall Dick Grasso auf, dessen mafiosiartige Arbeitsweise an der New Yor-
102
Der Abwurf der Atombombe auf Hiroshima, der den sofortigen Tod von ca. 150.000 Menschen
verursachte, zeigt offensichtlich viele Elemente des Terrorismus, im strikten Sinne des Begriffs. Über
die neue Art von Kriegen und über die spezifischen Kennzeichen des Terrors, siehe R. Kapuscinsky La
fragilidad del Mundo. Interview in: Letras Libres, Julio 2002, Nr. 43 S. 24-30
103
Haubl (1991) spricht in anderem, viel weiterem Kontext, nämlich in einem kulturhistorischen
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9.- Anhang als Zusammenfassung: 11. September 2001...
ker Börse von der Washington Post am 4. September 2002 aufgedeckt wurde. Eine Mi-
schung von all diesen Faktoren trägt dazu bei, dass der ansteigende Kurs des Euro -trotz [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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